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Istanbul - Beijing 2004
Juni 13, 2004
 
Shiraz, die Wilde

Beim zweitaegigen Trekkingtrip in die nahen Zagrosberge kommt Massoud, der Besitzer des Reisebueros (mit Digitalvideokamera), gleich selber mit. Erst spaeter merken wir, dass wir die Versuchstouristen auf den beiden Routen sind. Nach langer Anfahrt, mit Zwischenhalt bei einer Nomadengruppe, welche an einer sprudelnden Quelle mitten in den kargen Bergen lagert, erreichen wir unser Nachtquartier, den ueppigen Tausend Quellen-Garten. Mit iranischer Gemuetlichkeit wird das Mittagessen bereitet, so dass wir erst in der Nachmittagshitze losmarschieren. Deshalb entscheiden wir uns fuer die Talvariante und nicht den Gipfelsturm. Losstuermen tut hingegen unser 60-jaehriger Fuehrer, Massoud verliert rasch den Anschluss. Das Tal erweist sich bald als wilde Schlucht ohne gemuetlichen Wanderweg. Gezwungenermassen steigen wir immer hoeher in der Seitenwand auf und balancieren auf schmalen Graten vorwaerts, bis wir schlussendlich die Oberkante der Schlucht erreichen. Welch grossartiger Ausblick ueber die tiefe Schlucht unter uns. Auf Draengen des sichtlich erschoepften (und veraengstigten) Massoud steigen wir fuer den Rueckweg auf den sicheren (? - es soll hier noch Baeren geben) Talgrund ab, dafuer muessen wir nun viermal den eiskalten, reissenden Bergbach durchwaten (brrr). Beim Bruder unseres Fuehrers gibt's zum Abschluss saure Milch mit Kraeutern und Safran gewuerzt (nochmals brrr). Selbiger Bruder ist uebrigens der erste Mann mit zwei Frauen, den wir treffen. Erwin bemerkt ueberrascht: der sieht ja tatsaechlich gluecklich aus... Nach dem Genuss von frischen Bergforellen schlafen wir alle tief und fest unter dem grandiosen Sternenhimmel.
Am zweiten Tag wandern wir weniger abenteuerlich, aber wiederum durch sehr schoene Landschaften. Die Bauern hier kaempfen dem Boden noch mit relativ primitiven Mitteln ihre Ernte ab. Hochentwickelt ist hingegen das jahrhundertealte Bewaesserungssystem. Beim Abstieg ins "Lost Paradise" kommen wir uns vor wie im Berner Eichholz, das enge Tal ist rappelvoll mit picknickenden Shirazern. Vom Teppich bis zur lebenden Ziege (Kebab oder saure Milch?) wird alles fuer ein Grossfamilienpicknick ueber den schmalen Steg angeschleppt. Das Durcheinander auf dem dazugehoerigen Parkplatz haette wohl selbst Mr. Bean zur Verzweiflung getrieben.


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