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Istanbul - Beijing 2004
Juli 01, 2004
 
USBEKISTAN

Bevölkerung: 25 Mio.

Flaeche: 0.447 Mio Quadratkilometer (knapp kleiner als Schweden, 10mal so gross wie die Schweiz). Davon sind ca. 70% Halb- resp. Wueste. Die Bevoelkerung lebt hauptsaechlich in den Gebirgstaelern im Osten oder entlang der beiden Fluesse Amur Darya und Syr Darya, die sich wie gruene Schlangen den Grenzen entlang winden.

Hauptexportgueter: Melonen (fuer die Kalifen von Bagdad, luftdicht in Gebirgsschnee verpackt), Seide, Baumwolle (besonders zu Sowjetzeiten forciert, heute viertgroesster Produzent weltweit), Erdgas, Gold.

Waehrung: Sum, 1000 Sum entsprechen etwa Fr. 1.30 (leider wieder die groesste vorhandene Note = dickes Portemonnaie). Geldwechselstuben gibt's zwar recht viele, allerdings sind die meisten nur bereit, 50 Dollar auf einmal zu wechseln. Spaetestens zwei Stunden nach der Oeffnung ist kein Cash mehr vorhanden. Was die zwei netten Damen hinter dem Schalter dann noch so bis 18 Uhr treiben (ausser schlafen), ist entweder ein Mysterium des Orients oder ein postkommunistisches Syndrom. Das Preisniveau ist leicht unter dem der Tuerkei.

Zeitverschiebung: +3 Std. gegenüber MEZ, die Fussball-EM verfolgen wir also mitten in der Nacht.

Durchschnittstemperatur seit unserer Ankunft am 18. Juni: ca. 36 Grad Celsius am Mittag, wolkenlos.

Juengste Geschichte: 1991 Unabhaengigkeit und Mitgliedschaft in der GUS. Der neue Staat sucht nach historischen Wurzeln, um nach der Sowjetaera ein nationales Bewusstsein zu schaffen. Eine ist der Islam: ueber 5000 Moscheen wurden (wieder-) eroeffnet, doch aus Angst vor Fundamentalismus wurde der staatliche Geldhahn bald zugedreht. Die meisten Usbeken nehmen es aber nicht so genau mit den Vorschriften (aehnlich wie in der Tuerkei). Sonst koennten wir ja keinen Wodka trinken, meinte einer lapidar auf unsere entsprechende Frage. Als nationale Identifikationsfigur wurde Amir Timur positioniert. Dieser entfernte Nachfahre Dschingis Khans eroberte von Samarkand aus ein Weltreich, welches von Delhi bis Moskau reichte. Da er dabei aber noch grausamer vorging als sein Vorbild - bekannt ist etwa die Pyramide aus 90'000 abgeschlagenen Koepfen in Bagdad - faellt seine Bewertung in der westlichen Geschichtsschreibung weitaus weniger positiv aus. Er deportierte auf seinen Kriegszuegen die besten Kuenstler, Handwerker und Wissenschaftler ins Kernland des Reichs und liess sie dort die gewaltigen Bauten erstellen, fuer welche Samarkand noch heute beruehmt ist. Auf dem Weg zur Eroberung Chinas starb er an zu viel Alkohol, der ihn im ungewoehnlich harten Winter 1405 warmhalten sollte. Seine Nachfolger konnten das Riesenreich nicht zusammenhalten, immerhin foerderten sie weiterhin Kunst und Wissenschaft. Der letzte Timuride wurde nach Indien vertrieben, wo er die Moguldynastie gruendete, die u.a. den Taj Mahal bauen liess.

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