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Istanbul - Beijing 2004
September 26, 2004
 
Buddhistische Hoehlen

Die Seidenstrasse ist - auch in China - vom Islam gepraegt. Bis nach Xi'an fahren wir durch meist muslimisch bewohnte Gebiete. Aber die Hauptsehenswuerdigkeiten sind buddhistische Hoehlen aus der Zeit vor der Islamisierung. Waehrend der Islam jegliche Abbildung von Lebewesen verbietet, verwendet der Buddhismus lebhafte Malereien und menschliche Skulpturen aus Stein und Lehm, um seine Botschaft zu verbreiten. Deshalb war die buddhistische Kunst den Muslimen der Gegend ein Dorn im Auge, und wie bei den Malereien in den christlichen Kirchen Kappadokiens (Tuerkei) wurden den Figuren die Augen ausgekratzt, oder ganze Gesichter wurden ausgeloescht. Verwitterung und Erdbeben taten ein Uebriges - von den auslaendischen Forschern ganz zu schweigen, welche um 1900 viele der Skulpturen raubten und, wie uns scheint, auf hoechst zufaellige und dilettantische Weise Stuecke von Malereien aus dem Verputz herausschnitten. Einige davon (die den Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs ueberlebten) haben wir letzten Herbst in Berlin bewundert... Last, but not least, wurden den Kunstwerken waehrend der Kulturrevolution Schaden zugefuegt. Ein Glueck, wenn die Hoehlen schwer zugaenglich waren oder vom Sand zugeschuettet und vergessen wurden. Ein Teil der Hoehlen befindet sich heute in der Wueste - Zeugnis der Klimaveraenderung - und blieb dank dem extrem trockenen Klima gut erhalten. Andere sind nur per Boot erreichbar oder kleben in atemberaubender Hoehe an Felsen.

Entstanden sind die Hoehlen nicht zufaellig entlang der Seidenstrasse. Denn auf dieser wurde der Buddhismus von Indien nach China gebracht. Die buddhistischen Kaufleute machten an wichtigen Knotenpunkten Halt, um fuer das Gelingen der gefaehrlichen Reise zu beten. Einige von ihnen nahmen dies zum Anlass, eine Hoehle zu stiften. Wie in christlichen Kirchen sind die edlen Spender in ihren besten Kleidern dargestellt. Auch ueber die Musikinstrumente oder Architektur der damaligen Zeit geben die Darstellungen Aufschluss. Hauptthema aber ist Buddha selbst. Er und die Bodhisattvas werden in China und Tibet kultisch verehrt. Bodhisattvas haben die Erleuchtung schon erlangt, verzichten aber auf den Eingang ins Nirvana, um anderen Lebewesen den rechten Weg zur Erloesung zu weisen. Im Zentrum jeder Hoehle steht (mindestens) ein Buddha. Viele Hoehlen - die so genannten Tausend Buddha Hoehlen - sind mit von hunderten oder tausenden von kleinen gemalten oder in den Fels gemeisselten Buddhafiguren geschmueckt. Diese fast unendliche Menge an Buddhafiguren soll symbolisieren, dass unzaehlige Lebewesen schon Buddhas geworden sind und jedes einer werden kann. Die bemalten Hoehlen in der Takla Makan sind ueberdies bekannt fuer ihre Jatakas: Geschichten ueber fruehere Existenzen Buddhas, in denen ersich fuer andere aufopfert, um sie zu retten. Ein beruehmtes Beispiel: Ein Prinz trifft eine Tigerin, die vor Hunger so schwach ist, dass sie ihre Jungen nicht mehr fuettern kann. Der Prinz wirft sich der Tigerin zum Frass vor, aber die Tigerin schafft es nicht, den Prinzen zu toeten. Also stuerzt sich dieser von einer Klippe herunter, die Tigerin labt sich an seinem Blut und gewinnt damit genuegend Kraft, um ihn zu fressen und ihre Jungen zu saeugen.

Mit dem Ende der Tang-Dynastie war nicht nur die Bluete der Seidenstrasse vorbei, sondern auch die staatliche Unterstuetzung und Foerderung des Buddhismus. Damit nahm der Ausbau der Hoehlen weitgehend ein Ende. Zur weiteren Geschichte der Hoehlen siehe oben...

Die wichtigsten buddhistischen Hoehlenkomplexe Chinas (von West nach Ost)

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