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Istanbul - Beijing 2004
Oktober 14, 2004
 
Im Herzen Chinas

Auf dem Weg von der tibetischen Hochebene herab sehen die Berge aus wie auf chinesischen Tuschbildern, steil aufragend mit runden Kuppen. Die meisten Hügel sind bis zuoberst terrassiert: Das kleinste Stück Land wird noch als Feld genutzt. Die Flächen sind so klein, dass mit Ochsen gepflügt und von Hand geerntet wird. Nur beim Dreschen machen es sich die Bauern bequem: Die Garben werden auf der Strasse ausgelegt, und die darüber fahrenden Autos lösen die Körner aus den Ähren. An die Stelle der Flachdachbauten aus Lehm treten nun Dörfer mit den typisch chinesischen leicht geschwungenen Ziegeldächern. Wir sind im chinesischen Kernland am Gelben Fluss angelangt. Der Fluss ist tatsächlich gelb (bzw. gelb-rot-braun) und bewässert mit seinem fruchtbaren Löss die weiten Ebenen. Mais-Monokulturen begleiten uns nun bis nach Peking. Leider auch das dunstige Wetter, denn wir bewegen uns entlang dem Rand der Regenzone, und entsprechend hoch ist die Luftfeuchtigkeit. Auch die vielen Kohlekraftwerke bzw. -heizungen tragen ihren Teil zur schlechten Sicht bei.

Mit Xi'an erreichen wir das offizielle Ende der Seidenstrasse. Hier befand sich über 1000 Jahre lang die Hauptstadt der alten Kaiserdynastien. Die Kaisergräber ragen als klar erkennbare Hügel aus der Landschaft, sind aber alle noch ungeöffnet. Die Grabkammer des ersten Kaisers soll unglaubliche 460m x 390m gross sein und ein Relief der damals bekannten Welt enthalten, wobei für die Gewässer Quecksilber verwendet wurde. Dieses Gift, technische Schwierigkeiten und die damit verbundenen enormen Kosten verhindern eine Öffnung der Gräber. Funde aus Nebengräbern machen das Museum von Xi'an trotzdem zum wohl interessantesten in China. Und die sagenhafte Terrakotta-Armee mit ihren 6000 individuell gestalteten Lehmsoldaten, welche das Grab des ersten Kaisers bewacht, ist alleine den Besuch von Xi'an wert.

In einem Tempel in einer Nachbarstadt wurde nach einem Blitzeinschlag ein Schatz aus der Tang-Dynastie entdeckt, der neben wunderschönen Gold- und Silbergefässen, auch einige "echte" Fingerknochen von Sakamuni (243 v.Chr.), dem Gründer des Buddhismus, enthielt. Damit ist unsere Sammlung sozusagen vollständig, sind wir doch auf unserer langen Reise natürlich auch "echten" Reliquien von Jesus, Mohammed und zahlloser seiner Irgendwie-Verwandten begegnet, besichtigten mindestens zwei Gräber von Abraham oder diverse Geburtsstätten von Hiob, usw... Nur die Überreste der Arche Noah besuchten wir nicht, die waren noch tief unter dem Schnee, als wir damals im Frühsommer den Ararat passierten.

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